»Dwarsläufer« ist ein kleiner Krebs mit seitlich orientiertem Fluchtverhalten und
abwehrend erhobenen Zangen. Oder ein Schiff, das gefährlich Zickzack fährt. Beides trifft
auf Kalle Franke zu. Er hetzt zwischen zwei Frauen hin und her und weicht seinen wachsenden
Problemen aus, bis es knallt. Immer wieder schlingert sein Lebenskurs – erst in seiner
Seefahrtszeit auf einem Hochseeschlepper, dann als Hamburger Maschinenbaustudent und
WG-Bewohner.
Nach seinem Kiez-Bestseller »Rohrkrepierer« lässt Konrad Lorenz seinen Helden Kalle als
jungen Mann die Seefahrt kennenlernen und die Aufbruchstimmung der 60er und 70er Jahre in
den Wohngemeinschaften und Kneipen der Hamburger Studentenszene des Uni-Viertels erleben –
und zeigt dabei, wie Liebe und Leidenschaft schonungslos ins böse Chaos führen können.
Nach der Seefahrt kehrt Kalle auf den Hamburger Kiez zurück – einmal ein Paulianer, immer
ein Paulianer –, um eine alte Rechnung zu begleichen. Auch muss er seine Freundin Elke
heiraten, die ein Kind von ihm erwartet. Er beginnt ein Studium. Das aber kann er nur,
indem er sich – zu jener Zeit eine Todsünde – für die Bundeswehr verpflichtet. Und dann
gibt es noch Julia und das Studentenleben mit seinen Diskussions-, Joint- und Psychorunden
– und die große Frage nach der Liebe in ihrer Totalität.
Durchwoben mit vielen spannenden Aspekten und seinem wunderbaren »drögen« norddeutschen
Humor mit Hamburger Prägung gelingt Konrad Lorenz erneut eine authentische Zeitreise.
Bis zur letzten Seite begleitet man seinen Protagonisten und hat mit angehaltenem Atem
die bange Frage auf den Lippen, ob er die von ihm selbst gerufenen Geister (die häufig
Zeitgeister sind), wieder loswird. »Der Dwarsläufer« geht unter die Haut – denn ein
bisschen Kalle sind wir alle!
Von links: Fiete, Teufelauch und Kalle; Schlepper “Seefalke”; Olga beim Fussball;
WG in den 70er Jahren